Ein langer, ruhiger Sonntag geht dem Ende zu. Keine Arbeit heute, nur etwas Küchenkram, lesen, Mediathek schauen, nebligen Spaziergang machen. Ist fast solch ein gemütlicher Müßiggang wie auf Åsedalen, wo wir drei Tage wegen Regen und Nebel in der Berghütte fest saßen. Für mich ist es eine ungewohnte Urlaubstätigkeit, in der Mischung mit aktiven Tagen jedoch machbar.
Heute hatte man tatsächlich mal Blick auf den Hardangerfjord, es geht etwas aufwärts mit dem Wetter. Ich bin hier in einer lustigen Gemeinschaft gelandet. Wir sind 7 Helfer*innen, 2 aus Spanien, 2 aus Frankreich, mit mir 3 aus Deutschland. Wir gestalten den Tag mehr oder weniger zusammen und haben mit den Farmern (er Norweger, sie Britin, die aber schon viele Jahre in Norwegen lebt) eher nur bei der Erklärung der Aufgaben zu tun. Sonst pflegen wir unser WG-Leben, was in der Internationalität und zum Teil im Alter an eine Erasmus WG erinnert. Ist wie ein Sprung zurück in der eigenen Biographie. Es wird viel gelacht und das Zusammensein macht viel Spaß.
Ich habe die Tage hier hauptsächlich Küchendienst, die ganze Bagage an Helfern bekochen. Das kommt mir ja entgegen und da habe ich Freude dran. Und dann noch der Farmerin helfen Umzugskisten in der Wohnung auszupacken. Auch sie ist vor kurzem umgezogen. Da habe ich ja Übung drin. 😉
Einerseits glücklich nicht mehr im Gebirge zu sein, mit Blick auf die Menge Regen, die heute dort runter kam. Andererseits ist es hier, etwas südlich davon auch nicht gloreich, recht kühl und ebenso sehr viel Regen. Ich würde sehr gern eine große Menge davon an die deutsch-tschechische Grenze zu den aktuellen Waldbränden schicken. Dass ich vor reichlich drei Wochen genau dort wandern war, in Hrensko, macht mich sehr betroffen.
Frühstück für zwei in einem Speisesaal für 100. Sind wiedermal die einzigen Gäste. Man bemerke das erste frische Gemüse seit einer Woche und den für Norwegen typischen süßen Molkekäse (hausgemacht aus der Milch der Ziegen vom Hof)Erster Weg in Bergen war zum Schuster, um meine Wanderschuh zu reparieren. Nun sind sie frisch genäht und halten hoffentlich noch die restlichen 3 Wochen dicht.
Wer erinnert sich an eben solch ein Bild aus dem letzten Jahr in der Bretagne… 😉 Nur das diese Stromleitung mitten durchs Gebirge geht. Endlose Steinlandschaften und plötzlich eine Stromleitung.Angekommen im Tal, Pause mit Fisch aus der Dose am Fischreichen See. Haben grad die gesamte Tour nachvollzogen… es waren sage und schreibe 100 km Strecke, 3800 m hoch und 3800 m runter. Gefühlt waren es aber doppelt so viele Kilometer, da der Weg so anspruchsvoll war, dass jeder Schritt sitzen musste. Stolz sind wir. Unsere letzte Unterkunft am Fuß des Gebirges, mit dem Charme einer 80’er Jahre Riesengebirgsbaude, und das mitten in Norwegen.
Hüttenleben … morgens aufstehen, in das andere Häuschen gehen um die Toilette aufzusuchen (ist nie in der Haupthütte), dann im Bach oder See waschen gehen, Wasser im Kessel auf dem Herd erwärmen, Kaffeetütchen und Haferflocken mit heißem Wasser aufgießen, frühstücken, Zähne putzen, Rucksack packen, Abwasch machen, Hütte fegen… los geht’s. Abends auf der Hütte angekommen… im Bach oder See waschen, Ofen anheizen, 2 Eimer Wasser aus dem Bach oder See holen, etwas Wasser auf dem Herd erhitzen, Kakao trinken, wenn man ganz knülle ist, es sich gemütlich machen und abends in der Vorratskammer etwas aussuchen, was man kochen will (keine große Kulinarik, aber satt macht’s). Heute allerdings sind wir wieder einen Tag länger auf einer Hütte, weil wir noch Zeit haben und im Nebel stecken. Da ist sogar drin gewesen ein Brot zu backen und heute ein richtiges Sonntagsfrühstück mit Brot, Butter und Aufstrich zu genießen.
Wir treffen hier äußerst selten Menschen, die letzte Hütte hatten wir wieder für uns allein, auf der davor gab es noch einen weiteren Gast. Man fühlt sich sehr der Zivilisation enthoben. Die Wege boten gestern viele Bademöglichkeiten, einfach Sachen ausbreiten, trocknen lassen und in den See hüpfen. Es wird heute etwas milder vom Weg her, dafür aber wieder Mützenwetter.