Autor: Heike Kirsch

Dieser mein letzter Tag hier war so angefüllt mit Erlebnissen, Eindrücken … dass es wieder viele Bilder werden.

Morgens nach einer kleinen Wanderung mit dem Bus nach Italien, Chiavenna, etwas einkaufen, Piadine essen, guten Espresso trinken. Danach zurück ins Bergell zu einem Besuch der Villa Garbald in Castasegna, erbaut von Gottfried Semper, beeindruckend renoviert und mit wunderschönen Fotos von Annelies Štrba. Und danach noch ein Picknick im Kastanienhain. Nun noch Abschied genommen von allen, die mir hier nah geworden sind, was schon recht intensiv war.

Das Kapitel Soglio wird aber bestimmt nur vorübergehend geschlossen, ich komme ganz sicher wieder, in die Landschaft, zu den Almen, Gärten, Wiesen, Kastanien, zu den Menschen.

Freunde aus Dresden sind da. Wir zelebrieren mit meinen Gastgebern und Freunden aus dem Dorf nach einem Schweizer-Niederländischem Menü Hausmusi mit Gitarre, Geige, Akkordeon, singender Säge, Mundharmonika und Gesang. Oh Freu(n)de!

Heute an meinem freien Tag bin ich mit Freunden den Panoramaweg gewandert, auf Soglio zu, dann kommt man glücklich mit diesem Premiumblick an. Schon genial!

Drei Arten Heu zu transportieren habe ich nun schon kennengelernt: ganz schlicht mit der Heugabel einen großen Haufen hoch nehmen und tragen, in große Säcke einfüllen und ziehen, nun noch das Heutuch. Macht sogar Spaß.

Drei Arten Heu zu verwerten: den Tieren im Winter das Heu verfüttern, auf einer mageren Wiese liegen lassen, dass sie über den Winter die Nährstoffe aufnimmt, ein gerodete Fläche mit Heu bedenken, auf dass Humus entsteht um Kräuter und Blumen anzupflanzen.

Zeitiges aufstehen um Frühstück zuzubereiten. Ich hatte die vergangenen 4 Tage die Verantwortung für die Gäste, Zimmer und das Frühstück, da die Hausherren mal auf Urlaub sind. Danach Wanderung hoch über das Dorf auf 1800 Meter in den regnerischen Nebel rein. Beeindruckend wie weit oben noch Ställe, Scheunen und sogar Sommerhäuschen stehen.

Nachtrag zu gestern, Samstag. Habe am Nachmittag einen kurzen Ausflug auf die Kastanienhaine gemacht, auf halber Strecke runter ins Tal. Ein riesiger Bestand an alten und jüngeren Bäumen, die zum Teil noch im Herbst beerntet werden. Die Kastanien werden dann in den sogenannten Cascinas geräuchert und gelagert bis sie aus ihren Schalen heraus gedroschen werden.

Und zur Krönung des Tages spielte abends auf der Piazza eine durchreisende Gruppe mit Alphörnern auf.

Die Aussicht beim Betten machen ist schon beeindruckend. Und zum Abend habe ich dann noch aus all den Tomaten die aufgrund des Hagels letzte Woche nicht mehr gut aushalten einen riesengroßen Topf Tomatensauce oder wie man hier sagt, Sugo, gemacht.

Nach einem sonnigen und warmen Tag, zieht heute abend eine ruhige und stetige Regenfront durchs Tal.

Mein Repertoire an Hofarbeiten erweitert sich ständig. Neben weiteren Lektionen im Melken, kamen heute das Zäunen und das Sensen dazu. Zäunen schon so richtig mit Ergebnis und nur etwas Kontrolle durch den Bauern. Sensen nur als Grundübung, dass ich es schon mal gemacht habe. Der Bauer hat sich vorgenommen, mich in alle Tätigkeiten auf einen Ziegenhof einzuführen, um mich optimal auf Südtirol vorzubereiten. Habe also meine eigene kleine Bergschule hier.

Schöne Grüße an dieser Stelle an meine Sensen-begeisterten Freunde in Dresden und Umgebung. 😉

Mein zweites Mal melken war nun schon etwas erfolgreicher und ergiebiger. Und danach ging’s mit den Ziegen runter von der Höhe auf eine frische Wiese direkt beim Dorf. Der steile Weg durch den Wald mit einer jungen Ziege an der Kette war dann recht aufregend und stachelig an den Beinen. Der Bauer mit der Leitziege vorneweg, drei Ziegen liefen frei und ich mit Wanda hinterher.